Planetare Grenzen 8/9: Schutz der Biosphäre mit Dr. Julia Joswig

Obwohl wir Vielfalt in der Gesellschaft einfordern, eliminieren wir genetische Vielfalt. Dabei hält sie uns am Leben.

Die Ironie der Vielfalt

Obwohl wir Vielfalt in der Gesellschaft einfordern, eliminieren wir genetische Vielfalt. Dabei hält sie uns am Leben. Bei BAM! Bock auf Morgen wollen wir die #PlanetarenGrenzen verstehen, heute geht es um die PG Schutz der Biosphäre.

Diese unterscheidet zwischen der genetischen und der funktionellen Vielfalt von Arten:

🧬 Bei der genetischen Vielfalt geht es um die genetische Variation innerhalb einer Art. Je vielfältiger die Gene innerhalb einer Population sind, desto besser kann sie sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen.

🌱Die Vielfalt an Funktionen zeigt die Menge an Funktionen, die von verschiedenen Arten innerhalb eines Ökosystems erfüllt werden. Jede Art hat ihre eigene Rolle (Bestäuber, Bodenverbesserer, Sauerstoffproduzent)

Genetische Vielfalt ist entscheidend, um das Überleben und die Anpassungsfähigkeit von Arten zu gewährleisten.

Eine funktionelle Vielfalt sorgt wiederum für Stabilität und Resilienz von Ökosystemen.

Die Belastungsgrenze bei der genetischen Vielfalt ist bereits überschritten und das liegt am hohen Artensterben. Es gibt ca. 8 Millionen Arten auf diesem Planeten, klein bis groß, Tiere und Pflanzen und eine ganze Menge Mikroorganismen. Die jährliche Aussterberate ist heute bis zu hundertmal höher als im Durchschnitt der vergangenen 10 Millionen Jahre.

Kurz: der Artenverlust ist beispiellos in der Geschichte der Menschheit.

Kurze Erklärung der Kettenreaktion:

Ein Verlust an Arten bedeutet ein Verlust an Funktionen. Ein Verlust an Funktionen bedeutet ein Verlust an Ökosystemen. Ein Verlust an Ökosystemen bedeutet ein Verlust an Lebensgrundlage.

Der Verlust jeder Art ist ein kleiner Kipppunkt für das jeweilige Ökosystem und für das Erdsystem als Ganzes.

Das Problem: jede Art, die ausstirbt lässt sich nicht zurückholen, wir kennen den Gegencode nicht.

Diese Entwicklung zu stoppen ist eine komplexe Angelegenheit, 4 Punkte mit positiver Wirkung auf die Artenvielfalt:

In diesem BAM! Bock auf Morgen Podcast habe ich dazu einen Infotauchgang mit Dr. Julia Joswig unternommen, Biologin und Geografin an der Universität Zürich und Leipzig. Wirklich krass, was sie in den Eigenschaften von Pflanzen forscht. Das ganze Thema #Biodiversität ist so groß. Ich glaube, dass wir viel mehr die Kettenreaktionen erklären müssen, am Anfang keine Vielfalt, am Ende kein Leben.🤷

Und es ist doch verrückt: obwohl wir als Menschen, sozial und wirtschaftlich, immer mehr Vielfalt herstellen, löschen wir sie an anderer Stelle aus.

Quellen:

Transkription

In dieser Transkription des Podcasts "BAM Bock auf Morgen" wird die immense Bedeutung der Biodiversität und deren Rolle im Kontext der planetaren Grenzen und Nachhaltigkeit ausführlich erörtert. Unsere Gastgeber Frank und Friedrich betonen, wie die funktionelle Diversität entscheidend für die Erhaltung der Biosphäre und die Stabilität der Ökosysteme ist.

Es wird deutlich gemacht, dass das Überschreiten der ökologischen Grenzen der Biosphäre eine ernsthafte Gefahr für die Stabilität des gesamten Ökosystems darstellt. Besonders besorgniserregend ist der Verlust von Arten, da einmal verschwundene Arten oft nicht mehr wiederhergestellt werden können. Die Messung dieses Artenverlusts gestaltet sich jedoch herausfordernd, da eine Art nicht zwangsläufig als ausgestorben gilt, nur weil sie nicht mehr in der Natur gefunden wird.

Die Gastgeber unterstreichen, dass die bisherige Messung der funktionellen Vielfalt der Arten unzureichend war. Eine einschlägige Studie zeigt, dass bereits die Hälfte der Landfläche eine zu geringe natürliche Landschaft aufweist, um die Funktionen der Arten zuverlässig zu gewährleisten. Julia Joswig, eine anerkannte Expertin für funktionelle Diversität, erklärt, dass diese sich mit den unterschiedlichen Funktionen von Lebewesen in Ökosystemen befasst. Sie betont, dass bei der Auswahl von Eigenschaften zur Beschreibung der Funktionen oft Zielkonflikte auftreten, da diese von den Überlebensstrategien der Organismen abhängen.

Die Bedeutung der funktionellen Diversität für die Erhaltung der Artenvielfalt und die Stabilität der Ökosysteme wird immer wieder betont. Die Experten unterstreichen vehement die Notwendigkeit, die funktionelle Vielfalt zu messen und zu bewahren, um den Artenverlust einzudämmen und die Biosphäre zu schützen. Dabei wird klargestellt, dass biologische Diversität sowohl die Anzahl der Arten als auch die Vielfalt ihrer Eigenschaften umfasst. Die Pflanzengröße und -ökonomie sind entscheidende Faktoren für die Strategien der Pflanzen, um in einem Ökosystem zu überleben und wichtige Funktionen zu erfüllen.

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Mensch massiv in die funktionelle Diversität eingreift, beispielsweise durch die Umwandlung natürlicher Lebensräume in Plantagen. Ein derartiger Eingriff hat erhebliche Auswirkungen auf die Ökosystemfunktionen, und daher wird die Erhaltung der funktionellen Diversität als essenziell betrachtet. Es ist besorgniserregend, dass der Mensch möglicherweise bereits die planetaren Grenzen im Bereich der Biosphären-Erhaltung überschritten hat. Um den entstandenen Schaden zu begrenzen und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zu fördern, sind dringend Maßnahmen zum Schutz der funktionellen Diversität und zur Förderung der nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen erforderlich.

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